Pressemitteilung: Der Schwedischen Reichsbank in Erinnerung an Alfred Nobel gestifteten Preis für Wirtschaftswissenschaften des Jahres 2003

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8. Oktober 2003

Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften hat beschlossen, den von der Schwedischen Reichsbank in Erinnerung an Alfred Nobel gestifteten Preis für Wirtschaftswissenschaften des Jahres 2003 aufzuteilen zwischen

Robert F. Engle
New York University, USA

„für Methoden zur Analyse ökonomischer Zeitreihen mit zeitlich variabler Volatilität (ARCH)“

und

Clive W. J. Granger
University of California in San Diego, USA

„für Methoden zur Analyse ökonomischer Zeitreihen mit gemeinsam veränderlichen Trends (Kointegration)“.

Statistische Methoden für ökonomische Zeitreihen

Wirtschaftswissenschaftler verwenden zur Abschätzung von Zusammenhängen und zur empirischen Überprüfung von Hypothesen, die aus wirtschaftswissenschaftlicher Theorie gewonnen wurden, sogenannte Zeitreihen. Zeitreihen sind chronologische Reihenfolgen von Daten, die die Entwicklung von z.B. Bruttoinlandsprodukt (BIP), Preisen, Zinssätzen oder Aktienkursen zeigen. Die diesjährigen Preisträger entwickelten in den 80er Jahren des 20ten Jahrhunderts neue statistische Methoden zum besseren Umgang mit zwei zentralen Eigenschaften vieler Zeitreihen: zeitlich veränderliche Volatilität und Nichtstationarität.

Auf Finanzmärkten haben zufällige Schwankungen über die Zeit – Volatilität – große Bedeutung, weil der Wert von Aktien, Optionen und anderen Wertpapieren auf diesem Risiko beruht. Die Schwankungen können im Lauf der Zeit stark variieren – ruhige Perioden mit kleinen Schwankungen lösen turbulentere Perioden mit größeren Fluktuationen ab. Obwohl sich also die Volatilität über die Zeit verändert, arbeiteten die Wirtschaftswissenschaftler wegen des Fehlens einer Alternative lange mit statistischen Methoden, die eine konstante Volatilität voraussetzen. Deshalb wurde die von Robert Engle gemachte Entdeckung ein großer Durchbruch. Er fand, dass der Begriff autoregressive bedingte Heteroskedastizität (ARCH) gut die Eigenschaften vieler Zeitreihen einfängt und er entwickelte Methoden, die es ermöglichen, zeitlich variierende Volatilität zu modellieren. Seine sogenannten ARCH-Modelle sind unverzichtbare Werkzeuge geworden, nicht nur unter Forschern, sondern auch unter Finanzanalysten, die sie unter anderem zur Risikobewertung verwenden.

Die meisten makroökonomischen Variablen wachsen einem unsystematischen Trend folgend, so dass zufällige Störungen, z.B. bezüglich des Bruttoinlandprodukts, auf lange Sicht erhalten bleiben. Derartige Zeitreihen werden nicht-stationär genannt. Sie unterscheiden sich von stationären Zeitreihen, die nicht mit der Zeit wachsen, sondern sich um einen vorgegeben Wert herum bewegen. Clive Granger zeigte früh, daß statistische Methoden für stationäre Zeitreihen bei nicht-stationären Daten völlig fehlleitende Schlussfolgerungen ergeben können. Seine große Entdeckung war, dass spezifische Kombinationen von nicht-stationären Zeitreihen stationär auftreten können und somit statistische Schlussfolgerungen zulassen. Granger nannte dieses Phänomen Kointegration. Er entwickelte Methoden, die sich als besonders wichtig in Systemen zeigten, in denen die kurzfristige Dynamik von großen unsystematischen Störungen beeinflusst wird, während gleichzeitig die langfristigen Variationen durch ökonomische Gleichgewichtsbeziehungen beschränkt werden. Beispiele hierfür sind der Zusammenhang zwischen Vermögen und Konsum, Wechselkursen und Preisniveau oder kurzfristigen und langfristigen Zinssätzen.

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Information for the Public
Scientific Background (pdf)
Links and Further Reading

Robert F. Engle, geb. 1942 (60 Jahre) in Syracuse, NY, U.S.A (Bürger der USA). Promotion 1969 an der Cornell Universität. Michael Armellino Professor für Management von Finanzdienstleistungen, New York University, NY, U.S.A.

Clive W. J. Granger, geb. 1934 (69 Jahre) in Swansea, Wales (Bürger Großbritanniens). Promotion 1959 an der University of Nottingham. Professor emeritus für Wirtschaftwissenschaften an der University of California in San Diego, U.S.A.

Preissumme: 10 Millionen Schwedische Kronen, die zu gleichen Teilen zwischen den Preisträgern aufgeteilt werden.

Kontaktpersonen: Katarina Werner, Informationsassistent, Tel. +46 8 673 95 29, [email protected], und Eva Krutmeijer, Leiterin der Informationsabteilung, Tel. + 46 8 673 95 95, + 46 709 84 66 38, [email protected]

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MLA style: Pressemitteilung: Der Schwedischen Reichsbank in Erinnerung an Alfred Nobel gestifteten Preis für Wirtschaftswissenschaften des Jahres 2003. NobelPrize.org. Nobel Prize Outreach AB 2024. Fri. 29 Mar 2024. <https://www.nobelprize.org/prizes/economic-sciences/2003/9223-pressemitteilung-der-schwedischen-reichsbank-in-erinnerung-an-alfred-nobel-gestifteten-preis-fur-wirtschaftswissenschaften-des-jahres-2003/>

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