Heike Kamerlingh Onnes

Banquet speech

Heike Kamerlingh Onnes’ speech at the Nobel Banquet in Stockholm, December 10, 1913 (in German)

Königliche Hoheiten, Meine Damen, Meine Herren!

Mit tiefer Rührung spreche ich bei dieser Feier, welcher die Beteiligung des Königlichen Hauses ihren Zauber verleiht, meinen innigst gefühlten Dank aus für die mir heute erwiesene Ehre, deren Bedeutung noch dadurch erhöht wird, dass ich sie aus den Händen Seiner Majestät des Königs empfangen durfte.

Jener Augenblick wird seinen Glanz weiter über mein ganzes Leben ausbreiten, und keine Schwierigkeit wird jetzt mehr so gross sein können, dass ich ihr gegenüber nicht frohen Mutes bliebe.

Für dieses Glück kann man nur in einer Weise danken, das ist die, welche die Nobelpreisträger angewiesen haben, indem sie auch ihr weiteres Leben ganz der Wissenschaft gewidmet haben. Dies nach bestem Vermögen zu tun, ist mein innerstes Bedürfnis.

Wie Selma Lagerlöf in ihrer reizenden Erzählung uns gelehrt hat, soll man, wenn man den Nobelpreis empfangen hat, nach nichts weiter fragen, aber froh sein. Und das kann ich sagen: meine Freude ist unermesslich.

Es trägt dazu bei, dass sie geteilt wird von allen, die im Leydener Laboratorium zusammen gearbeitet haben und arbeiten und die diese Ehrung als einen Triumph für das Laboratorium mit empfinden.

Eine ganz besondere Freude bringt dieser Tag meinem hochverehrten Freunde van der Waals. Wie ich es als ein Glück empfand, ihm mitzuteilen, dass das Helium nach seiner Lehre verflüssigt war, weiss ich, dass dieser Tag ihn mit Freude erfüllt.

Und dann erhöht es mein Glück nicht wenig, dass ganz Holland sich mit mir freut. Ich habe immer daran gearbeitet, dass man in gewissem Sinne von einer holländischen Wissenschaft sprechen darf. Im Falle des Heliums war es geradezu ein leidenschaftliches Verlangen geworden, dasselbe zu verflüssigen auf demselben Fleckchen Erde, wo van Marum das erste Gas verflüssigt hatte. Und ich glaube, dass ich für diese Vaterlandsliebe einen warmen Anklang finde in den Herzen der Schweden, deren Vaterland so weit ausser Verhältnis zu der Zahl der Einwohner in die Weltgeschichte eingegriffen hat.

Die Wissenschaft ist ein internationales Gut, aber in der Pflege derselben haben die Nationen zu wetteifern. In der Zukunft wird die Stellung eines Volkes wohl nur beurteilt werden nach dem, was es in dieser und ähnlicher friedlicher Weise zum Gemeinwohl beiträgt. Das schwedische Volk erfüllt seine Rolle glänzend. Die weitsehende Freigebigkeit seines grossen Sohnes Nobel trägt zur Förderung der Wissenschaft bei in einer Weise, die einzig in der Welt ist. Und zu gleicher Zeit werden von den Forschern Ihres Landes fortwährend Beiträge zur Wissenschaft geliefert, die eine würdige Fortsetzung sind der Arbeiten, durch welche Ångström und Thalén, wenn ich mich jetzt auf die Physik beschränke, die Pflege derselben in ihren schwedischen Heimstätten mit Ruhm gekrönt haben.

Ich bin recht glücklich, zu den schwedischen Physikern in immer engere Beziehung zu kommen. Überhaupt wäre es schön, wenn die Bande zwischen Schweden und Holland wieder engere würden. Wenn Prof. Wrangel die Zeit, wo unser Grotius der Gesandte von Schweden in Paris war, wo Ihr Linneus in Holland arbeitete und die Oxenstjerna’s in Holland studierten, in neuer Weise zurückrufen möchte, stimme ich ihm aus vollem Herzen bei. Für die Physik sind diese Bande schon wieder recht innig geworden. Ich möchte hier in erster Reihe den Dank meines Landes aussprechen für die Nobelpreise, welche holländischen Physikern zuerkannt sind. Und dann möchte ich persönlich des Aufenthaltes Ihres talentvollen Forschers Herrn Dr. Beckman und seiner Frau Gemahlin in Leiden gedenken. Herzlich hoffe ich, dass beide aufs neue und dass auch andere schwedische Forscher die Gastfreundschaft meines Laboratoriums werden annehmen wollen. Und dazu die Gastfreundschaft unseres Hauses. Wir möchten so gerne doch einigermassen die überaus liebenswürdige Weise erwiedern, in welcher uns hier alle Herzen entgegen gekommen sind, und die auch aus den freundlichen Begrüssungsworten des Herrn Präsidenten Nordström spricht. Indem ich herzlichst für dieselben danke, erhebe ich mein Glas zu Ehren der schwedischen Physiker.

From Les Prix Nobel en 1913, Editor Carl Gustaf Santesson, [Nobel Foundation], Stockholm, 1914

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MLA style: Heike Kamerlingh Onnes – Banquet speech. NobelPrize.org. Nobel Prize Outreach AB 2024. Thu. 16 May 2024. <https://www.nobelprize.org/prizes/physics/1913/onnes/speech/>

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