Biobibliographische Notiz

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Biobibliographische Notiz

Gao Xingjian wurde am 4. Januar 1940 in Ganzhou (Provinz Jiangxi) in Ostchina geboren und ist jetzt französischer Staatsangehöriger. Er ist Erzähler, Übersetzer, Dramatiker, Regisseur, Kritiker und Künstler. Gao Xingjian wuchs während der Nachwehen der japanischen Invasion auf. Sein Vater war Bankangestellter, seine Mutter Amateurschauspielerin. Sie weckte frühzeitig Gaos Interesse für das Theater und die Schriftstellerei. Seine Grundausbildung erhielt er in den Schulen der Volksrepublik und legte 1962 an dem Institut für Fremdsprachen in Beijing ein akademisches Examen in Französisch ab. Während der Kulturrevolution (1966-1976) wurde er zur Umschulung in ein Lager gesandt und sah sich gezwungen, eine Tasche voller Manuskripte zu verbrennen. Erst 1979 konnte er veröffentlichen und ins Ausland, nach Italien und Frankreich, reisen. Während der Jahre 1980-1987 veröffentlichte er in China in literarischen Zeitschriften Novellen, Essays und Dramen und darüber hinaus vier Bücher: Premier essai sur les techniques du roman moderne/A Preliminary Discussion of the Art of Modern Fiction (1981), das eine gewaltsame Auseinandersetzung um den ”Modernismus” hervorrief, die Erzählung A Pigeon Called Red Beak (1985), Collected Plays (1985) und In Search of a Modern Form of Dramatic Representation (1987). Mehrere seiner experimentellen und neuschöpferischen Schauspiele – teilweise von Brect, Artaud und Beckett angeregt – wurden im Volkskunsttheater in Beijing aufgeführt: Sein Debut mit dem Drama Signal d’alarme/Alarm Signal/Alarmsignal (1982) wurde ein stürmischer Erfolg; seinen Durchbruch erzielte er mit dem absurden Stück Arrêt de bus/Bus Stop/Die Busstation (1983), das während des Feldzuges gegen ”geistige Verunreinigung” verurteilt und von einer Parteikoryphäe als das Schädlichste bezeichnet wurde, das seit Errichtung der Volksrepublik geschrieben worden war; auch L’homme sauvage/Wild Man/Der Wilde Mann (1985) rief eine hitzige einheimische Debatte hervor und verursachte international Aufsehen.

1986 wurde das Drama L’autre rive/The Other Shore/Das andere Ufer verboten, und seither wurde keines seiner Dramen mehr in China aufgeführt. Um Belästigungen und Schikanen zu entgehen, unternahm er eine zehn Monate lange Wanderung durch die Wald- und Bergregionen der Provinz Sichuan und folgte dem Yangzi-Fluß von seiner Quelle bis zur Küste. 1987 verließ er China und ließ sich ein Jahr später als politischer Flüchtling in Paris nieder. 1989 trat er nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlichen Friedens aus der Kommunistischen Partei Chinas aus. Nachdem La fuite/Fugitives/Die Flucht/ erschienen war, das vor dem Hintergrund dieser Ereignisse spielt, wurde er von dem Regime zur persona non grata erklärt, und seine Schriften wurden verboten. Bereits im Sommer 1982 hatte er seinen großen Roman La Montagne de l’Âme/Soul Mountain/Der Berg der Seele begonnen, in dem er mittels einer Odyssee durch Zeit und Raum auf dem chinesischen Land die Suche eines Menschen nach seinen Wurzeln, nach innerem Frieden und nach innerer Freiheit inszeniert. Ein Gegenstück dazu bildet das eher autobiographische Buch Le Livre d’un homme seul/Die Bibel eines einsamen Menschen. Einige seiner Werke sind in eine Reihe von Sprachen übersetzt worden, und ein Teil seiner Stücke werden heute rundum in der Welt gespielt. In Schweden ist er von Göran Malmqvist übersetzt und vorgestellt worden, und einige seiner Stücke (Ein Sommerregen in Peking, Die Flucht) sind von dem Königlich Dramatischen Theater in Stockholm aufgeführt worden.

Gao Xingjian, der Maler in Tusche, hat mehr als dreißig internationale Ausstellungen durchgeführt und seine Buchumschläge selbst illustriert. Er hat folgende Auszeichnungen erhalten: Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres (1992), Prix Communauté française de Belgique 1994 (für das Buch Le somnambule); Prix du Nouvel An chinois 1997 (für das Buch La Montagne de l’Âme).

Werke von Gao Xingjian auf Deutsch
Die Busstation : eine lyrische Komödie aus der VR China / übers. von Chang Hsien-chen und Wolfgang Kubin. – Bochum : Brockmeyer, 1988.
Flucht : eine moderne Tragödie / übers. von Helmut Forster-Latsch und Marie-Luise Latsch. – Bochum: Brockmeyer, 1992. – [Anhang: Flucht und Literatur von Gao Xingjian]
Nächtliche Wanderung : Reflektionen über das Theater / Übers. von Martin Gieselmann. – Neckargemünd : Ed. Mnemosyne, 2000*
Was hat uns das Exil gebracht? : ein Gespräch zwischen Gao Xingjian und Yang Lian über chinesische Literatur / Aus dem Chines. von Peter Hoffmann. – Berlin : DAAD, Berliner Künstlerprogramm, 2001*
Auf dem Meer : Erzählungen / aus dem Chinesischen von Natascha Vittinghoff. – Frankfurt am Main : Fischer Taschenbuch, 2001*
Der Berg der Seele : Roman / Aus dem Chines. von Helmut Forster-Latsch … – Frankfurt am Main : S. Fischer, 2001*
Das Buch eines einsamen Menschen : Roman / Aus dem Chines. von Natascha Vittinghoff. – Frankfurt am Main : S. Fischer, 2004*
Literatur
Trees on the Mountain : an Anthology of New Chinese Writing / ed. by Stephen C. Soong and John Minford. – Hong Kong: The Chinese U.P., cop. 1984.
Gao Xingjian, le moderniste // La Chine aujourd’hui No 41, septembre 1986.
Basting, Monica, Yeren : Tradition und Avantgarde in Gao Xingjians Theaterstück ”Die Wilden” (1985). – Bochum : Brockmeyer, 1988. – [Includes the text in the original Chinese and in German]
Lodén, Torbjörn, World Literature with Chinese Characteristics : On a Novel by Gao Xingjian // Stockholm Journal of East Asian Studies 4, 1993.
Lee, Gregory B., Chinese Writing and Exile. – Center of East Asian Studies at the Universtity of Chicago, 1993.
Gao Xingjian, The Voice of the Individual // Stockholm Journal of East Asian Studies 6, 1995.
Lee, Mabel, Without Politics: Gao Xingjian on Literary Creation // Stockholm Journal of East Asian Studies 6, 1995.
Lee, Mabel, Pronouns as Protagonists : Gao Xingjian’s Lingshan as Autobiography // Colloquium of the Sydney Society of Literature and Aesthetics at the Univ. of Sydney. Draft paper the 3–4 Oct. 1996.
Lee, Mabel, Personal Freedom in Twentieth-Century China: Reclaiming the Self in Yang Lian’s Yi and Gao Xingjian’s Lingshan // History, Literature and Society. – Sydney: Sydney Studies in Society and Culture 15, 1996.
Au plus près du réel : dialogues sur l’écriture 1994–1997, entretiens avec Denis Bourgeois / trad. par Noël et Liliane Dutrait. – La Tour d’Aigues: l’Aube, 1997.
Lee, Mabel, Gao Xingjian’s Lingshan / Soul Mountain : Modernism and the Chinese Writer // Heat 4, 1997.
Calvet, Robert, Gao Xingjian, le peintre de l’âme // Brèves No 56, hiver 1999.
Hartmann, Sascha, JA oder/und NEIN (1992) : ein Drama von Gao Xingjian. – Bochum: Projekt Verlag, 1999.
Zhao, Henry Y.H., Towards a Modern Zen Theatre : Gao Xingian and Chinese Theatre Experimentalism. – London: School of Oriental and African Studies, 2000.
Soul of Chaos : Critical Perspectives on Gao Xingjian / edited by Kwok-kan Tam. – Hong Kong : The Chinese University Press, 2001*
Draguet, Michel, Gao Xingjian : le goût de l’encre. – Paris : Hazan, 2002*
Quah, Sy Ren, Gao Xingjian and Transcultural Chinese Theater. – Honolulu : University of Hawai’i Press, 2004*

Die Schwedische Akademie


* Updated in 2005.

To cite this section
MLA style: Biobibliographische Notiz. NobelPrize.org. Nobel Prize Outreach AB 2024. Wed. 11 Dec 2024. <https://www.nobelprize.org/prizes/literature/2000/8368-biobibliographische-notiz-2000/>

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