Hendrik A. Lorentz
Banquet speech
Hendrik A. Lorentz’ speech at the Nobel Banquet in Stockholm, December 10, 1902 (in German)
Königliche Hoheiten,
Meine Herren!
Gestatten Sie mir, für die hohe mir heute erwiesene Ehre meinen wärmsten und herzlichsten Dank auszusprechen, und Ihnen zu sagen, dass ich auf die mir zum Teil gewordene Anerkennung den grössten Wert lege, weil sie mir von Ihrer Akademie der Wissenschaften verliehen wurde, die unter ihre Mitglieder so viele hervorragende Vertreter der physikalischen und mathematischen Wissenschaften zählt. Die Bedeutung derselben wird für mich noch in ganz besonderer Weise dadurch erhöht, dass es mir vergönnt war, dieselbe aus den Händen Seiner Majestät des Königs zu empfangen, eines Fürsten, der in hoher und edler Gesinnung allen Zweigen menschlichen Wissens ein warmes Interesse entgegenträgt, und dessen Name überall, wo Wissenschaft gepflegt und geliebt wird, mit Ehrfurcht und Bewunderung genannt wird. Dass mein Freund Prof. Zeeman das gleiche Vorrecht nicht gemessen kann, ist das einzige, was für mich diesen schönen Tag verschleiert. Wäre er auch hier, so würde meine Freude eine vollkommene sein; nur würde sich bei mir noch immer das Gefühl des Zweifels, ob ich denn den Nobelpreis auch wirklich verdient habe, hineinmischen. Zum Glück weiss ich, dass ich denselben nicht nur als Belohnung, sondern auch, und zwar in erster Linie, als Ermutigung auffassen darf. Wir kennen alle die Stunden und Tage, wo wir vergebens mit unlösbaren Rätseln ringen, wo uns das, was wir haben erreichen können, so klein und das Unerreichbare so unendlich gross erscheint. In solchen dunklen Zeiten werde ich mich an dem Lichtstrahl, der heute auf meinen Weg geworfen wurde, erquicken.
Von ganzem Herzen danke ich Prof. Hasselberg für die freundlichen Worte, die er zu mir gesprochen hat, ihm und vielen anderen Herren für die Liebenswürdigkeit, mit der sie mir während der kurzen Zeit meines Aufenthaltes in Stockholm entgegengekommen sind. Dass die Wissenschaft an und für sich kein Vaterland kennt, dass alle ihre Diener, welcher Nation sie auch angehören mögen, ihr gleich lieb sind, das tritt bei einem Feste wie dem heutigen vor aller Welt zu Tage. Für den einzelnen Forscher jedoch bleibt die Heimat immer wie das elterliche Haus, dem er seine Bildung zu verdanken hat und in dem seine Kräfte sich haben entwicklen können, und wenn er dieselbe verlassen hat, so ist es ihm wohltuend, sich unter nahen Verwandten zu befinden. Jetzt, da die herzliche Aufnahme, die ich hier gefunden habe, dieses Gefühl in mir erregt hat, kann ich nicht unterlassen, der vielen Beziehungen zu gedenken, die in verflossenen Zeiten zwischen Schweden und Holland bestanden haben. Viel brauche ich davon nicht zu reden, da sie auch hier wohlbekannt sind; Prof. Wrangel in Lund hat ein Buch darüber geschrieben, das von einer Leidener Dame ins Holländische übersetzt worden ist. Ich will nur sagen, dass wir, wenn wir auf der Strasse zwischen Leiden und Haarlem fahren, uns den Landsitz “Hartekamp” zeigen, wo Ihr grosser Naturforscher Linné seinen berühmten “Hortus Cliffortianus” bearbeitete, und dass wir in Leiden noch immer stolz darauf sind, dass in alter Zeit so viele hervorragende Schweden unsere Universität besucht und ihre Blüte erhöht haben.
Das alles hat sich jetzt geändert, und Ihre Landsleute brauchen nicht mehr in Holland zu suchen, was sie in dem eigenen Lande in vollem Masse finden können. Was aber geblieben ist, das ist die Freude, die wir in Holland an der schönen Entwicklung der schwedischen Wissenschaft haben. Ich erlaube mir, für die Zukunft derselben, für das wissenschaftliche Wirken und Schaffen der Schweden die herzlichsten Wünsche auszusprechen.
The Nobel Foundation's copyright has expired.Nobel Prizes and laureates
Six prizes were awarded for achievements that have conferred the greatest benefit to humankind. The 12 laureates' work and discoveries range from proteins' structures and machine learning to fighting for a world free of nuclear weapons.
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